Am Rädlesbach | Bad Waldsee (D)

In der Stadt Bad Waldsee entsteht an der Biberacher Straße auf einer Entwicklungsfläche des Wohnmobil-Herstellers Hymer ein neues Wohnquartier. 4,9 Hektar werden auf dem ehemaligen Betriebsareal zu einem Wohnquartier umgenutzt, das fußläufig an die historische Altstadt und den Stadtsee angebunden ist.

Entwicklungsfläche von Hymer

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Projektdaten

  • Städtebaulich-freiraumplanerischer Realisierungswettbewerb: Siegerentwurf von citiplan GmbH gemeinsam mit Sigmund Landschaftsarchitekten GmbH
  • Projektentwicklung: i+R Wohnbau Oberschwaben GmbH (eine 100%ige Tochtergesellschaft der i+R Wohnbau Lindau GmbH)
  • Nutzungen: ca. 500 Wohnungen (freifinanzierter Wohnbau, geförderter Wohnbau, Senior:innenenwohnen, Stadthäuser, Baugruppen), Dienstleistungs- o.ä./Büroflächen, Flächen für Coworking, Packstation, Kindertagesstätte und Parkhaus
  • Grundstücksfläche: 4,9 ha
     

Projektbeschreibung

Die Vorgaben zur Gestaltung des 49.000 m2 großen Areals erfolgten in enger Abstimmung mit der Stadt Bad Waldsee. So flossen Ergebnisse einer Bürgerbefragung und eines Workshops mit dem Gemeinderat ein. 75 Prozent der Beteiligten wünschten sich 3-Zimmer-Wohnungen und können sich eine höhere Geschossigkeit zugunsten von mehr Grün- und Freiraumfläche vorstellen. Breite Zustimmung erhielt das Ziel eines oberirdisch nahezu autofreien Quartiers, was auch der Gemeinderat unterstützt. 

Eine Jury aus 10 Fach- und 9 Sachpreisrichter:innen entschied sich einstimmig dazu, dem Entwurf der citiplan GmbH aus Pfullingen gemeinsam mit Sigmund Landschaftsarchitekten GmbH aus Grafenberg den 1. Preis beim städtebaulichen Realisierungswettbewerb zuzuerkennen. Als wesentliche Vorteile benannte sie „die Freihaltung der Hangkante von Bebauung sowie die Robustheit des Gesamtkonzepts, die eine hohe Flexibilität bei der Entwicklung bietet.“

Städtebaulicher Siegerentwurf von citiplan für das 4,9 ha große Areal

Kompaktes Quartier an kräftiger Grünzone

Der Vorentwurf sieht ca. 500 Wohnungen in sieben Bauabschnitten mit unterschiedlichem Wohnungs- und Zielgruppenmix vor, die jeweils um ein autofreies und begrüntes Zentrum organisiert sind. Der Baumbestand wird geschützt und weiterentwickelt.  

Für Fuß- und Radverkehr ist das Gebiet durchlässig und an die Wege zur Innenstadt und den Nachbarschaften gut angebunden. Die Tiefgaragen sind über zwei Anschlussstellen zu erreichen. In die Quartiershochgarage ist ein Hub integriert, der Raum für Car- und Lastenrad-Sharing, Paketstationen, Fahrradanhänger, Kinderwagen und Bollerwagen zum Ausleihen bietet. Bezüglich ÖPNV wird die Verlegung einer Bushaltestelle an den Kreisverkehr vorgeschlagen.

Multifunktionales Klimagrün

Die ausgeprägte Klimagrünzone im Osten des Quartiers mit dem üppigen Baumbestand hält den Hang nahezu bebauungsfrei und ragt über die Fugen zwischen den Wohnhöfen bis in die Quartiersmitte hinein. Das Regenwasser soll – gemäß dem Schwammstadtprinzip – im Quartier verbleiben. Dieses fördert die Vegetation und sorgt für ein kühlendes Mikro-Klima. Blühflächen und Staudenbepflanzung schaffen Lebensräume. Auf pflegeintensive Flächen mit hohem Wasserbedarf wird hingegen verzichtet. In den Wohnhöfen werden Naschsträucher, z. B. Apfel- und Birnenspalier, gepflanzt.

Der zentrale Quartiersplatz trägt mit Kita, Senior:innenwohnen, Ärztehaus, Apotheke und Café zur Belebung bei und bietet zahlreiche Aufenthalts- und Spielmöglichkeiten. Die „Mitte für alle“ bietet auch Raum für Quartiersfeste. Die Hauptwege dorthin werden mit wasserdurchlässigem Pflaster belegt, um unnötige Bodenversiegelung zu vermeiden.

Die Lage

Die Stadt Bad Waldsee liegt in Baden Württemberg und ist charakterisiert durch die Auszeichnungen "Moorheilbad" und "Kneippkurort". Sie hat sich so einen Namen für Erholung und Gesundheit gemacht und bietet mit ihrer historischen Altstadt, die von zahlreichen Sehenswürdigkeiten geprägt ist, und einer großzügigen Fußgängerzone ein ansprechendes Umfeld.

Die circa 20.000 Einwohner genießen hier ein breites Spektrum an Erholungsangeboten für Körper und Geist. Gleichzeitig bietet die Nähe zur Stadt Ravensburg, sowohl mit dem Auto als auch öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar, eine optimale Verbindung zur städtischen Infrastruktur.

Die geografische Nähe von Bad Waldsee zum Bodensee, der sich etwa 40 Kilometer entfernt befindet, eröffnet Bewohnern die Möglichkeit, diese reizvolle Region mit ihren vielfältigen Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten zu erkunden.

Das unmittelbare Umfeld der Liegenschaft bietet alle Annehmlichkeiten für den täglichen Bedarf. Restaurants, Bars und viele Einzelhändler samt Supermarkt sind nur wenige Gehminuten entfernt. Außerdem finden Sie in direkter Umgebung zahlreiche Freizeiteinrichtungen, wie Golfplatz, Strand- und Freibad, Waldsee-Therme oder Abenteuer-Kletterpark.

Stationen der Projektentwicklung

September 2023: Jurierung des städtebaulich-freiraumplanerischen Realisierungswettbewerbs

Je sieben renommierte Architekturbüros und Landschaftsplaner aus Deutschland und Österreich wurden zum Städtebaulich-Freiraumplanerischen Realisierungswettbewerb eingeladen. Sie erarbeiteten Entwürfe für die 4,9 Hektar große Fläche. In den Auslobungstext sind die Ergebnisse der Bürgerbefragung sowie eines Workshops mit dem Gemeinderat mit eingeflossen. Mitte Juni erfolgte eine Begehung am Entwicklungsareal mit Rückfragekolloquium. Bis Ende August wurden die Entwürfe eingereicht und dann einer Vorprüfung unterzogen.

Teilnehmer am Wettbewerb:

  • a+r Architekten GmbH (Stuttgart) mit faktorgruen Landschaftsarchitekten BDLA (Freiburg)
  • Architekten mühlich+partner (Ulm) mit freiraumwerkstadt Landschaftsarchitekten (Überlingen)
  • Steidle Architekten Gesellschaft von Architekten und Stadtplanern mbH (München) mit Jühling&Köppel Landschaftsarchitekten GmbH (München)
  • Baumschlager Hutter München GmbH (München) mit Pfrommer+Roeder Landschaftsarchitekten BDLA IFLA (Stuttgart)
  • citiplan GmbH Stadtplanung Projektentwicklung (Pfullingen) mit Sigmund Landschaftsarchitekten (Grafenberg)
  • Johannes Kaufmann und Partner GmbH (Dornbirn, AT) mit Planstatt Senner GmbH (Berlin)
  • Aldinger Architekten Planungsgesellschaft mbH (Stuttgart) mit FRAU Fischer Rüdenauer Architekten PartmbB (Stuttgart)

 

Die Jurierung fand durch Sach- und Fachpreisrichter von i+R, der Stadt und anerkannten Experten statt. Den Vorsitz übernahm Architekt Werner Binotto, ehemals Kantonsbaumeister in St. Gallen. Der Jury gehören als Fachpreisrichter neben Vertreter:innen von i+R, Herr Andreas Heine-Strahl, Fachbereichsleiter Bauen und Stadtentwicklung der Stadt Bad Waldsee, die Architekten Rüdiger Krisch und Nicolas Werckshagen, die Stadtplanerin Petra Zeese, die Landschaftsarchitektin Bü Prechter sowie Tim von Winning, Bürgermeister für Stadtentwicklung, Bau und Umwelt der Stadt Ulm an. Als Sachpreisrichter fungierten Oberbürgermeister Matthias Henne, Bürgermeisterin Monika Ludy, die Fraktionssprecher von CDU, FW, Bündnis 90/die Grünen und SPD sowie weitere Vertreter von i+R. Die Preisgerichtssitzung fand am 27.09.23 statt.

Die Jury entschied sich einstimmig dazu, dem Entwurf der citiplan GmbH aus Pfullingen gemeinsam mit Sigmund Landschaftsarchitekten aus Grafenberg den 1. Preis zuzuerkennen. Als wesentliche Vorteile benannte sie „die Freihaltung der Hangkante von Bebauung sowie die Robustheit des Gesamtkonzepts, die eine hohe Flexibilität bei der Entwicklung bietet.“

 

Städtebaulicher Siegerentwurf von citiplan

Als nächstes wird der Siegerentwurf im Gemeinderat Bad Waldsee vorgestellt und anschließend werden die Gewinner zu einem Verhandlungsverfahren eingeladen. Ziel ist die Auftragsvergabe zur Überarbeitung des Wettbewerbsergebnisses als städtebaulicher Entwurf/Rahmenplan. Darauf folgen der Aufstellungsbeschluss und der Start des Bebauungsplanverfahrens inkl. Städtebaulicher Vertrag.

Die Preisverteilung an die siegreichen Büros erfolgt zur Eröffnung der Ausstellung aller eingereichten Entwürfe am 6.11.2023 im Historischen Rathaus von Bad Waldsee. Die Ausstellung ist allen Interessierten zu den regulären Öffnungszeiten der Verwaltung bis zum 10.12.2023 zugänglich.

August 2023: Wettbewerb für Nachnutzung des ehemaligen Hymer-Areals

Im März hat der Standortentwickler i+R Wohnbau Lindau (D) zum städtebaulich-freiraumplanerischen Realisierungswettbewerb geladen. 8 namhafte Architekturbüros erarbeiten gemeinsam mit Landschaftsplaner:innen Entwürfe für die 4,9 Hektar große Fläche. Bis Ende August werden die Entwürfe eingereicht und im Anschluss einer Vorprüfung unterzogen. Ende September sollen die Gewinner:innen feststehen.

In die Entwürfe fließen unter anderem die Ergebnisse der Bürgerbefragung und des Workshops mit dem Gemeinderat ein. Im Workshop mit dem Gemeinderat wurden folgende Ergebnisse berücksichtigt: 75 Prozent der Beteiligten wünschen sich 3-Zimmer-Wohnungen und können sich eine höhere Geschossigkeit zugunsten von mehr Grün- und Freiraumfläche vorstellen. Breite Zustimmung erhielt das Ziel eines oberirdisch nahezu autofreien Quartiers, was auch der Gemeinderat unterstützt. Der Fuß- und Radverkehr sowie der ÖPNV gewinnt damit an Bedeutung. Angebote wie Car- und Bikesharing, Community Carsharing oder ein Fahrservice für ältere Menschen sollen untersucht werden. Zudem ist ein Parkhaus erforderlich, da nicht alle Stellplätze in der eingeschossigen Tiefgarage untergebracht werden können.

Ein Wohnungsmix aus 2- bis 4-Zimmer-Wohnungen soll den Schwerpunkt bilden – ein Teil in geförderter bzw. preisgedämpfter Form. Nutzungsvarianten wie „Betreutes Wohnen/Seniorenwohnen“ oder „Baugruppen“ bzw. der Bedarf an Büro- und Dienstleistungsflächen wird geprüft. Gewünscht sind eine Kindertagesstätte für zwei Krippengruppen (eine davon als Ganztagsgruppe) sowie drei Kindergartengruppen mit Erweiterungsoption.

Ende September bewertet ein Team aus Fach- und Sachpreisrichter:innen alle Entwürfe. Den Vorsitz übernimmt Architekt Werner Binotto, ehemals Kantonsbaumeister in St. Gallen. Der Jury gehören als Fachpreisrichter neben Vertreter:innen des Standortentwicklers i+R, Andreas Heine-Strahl, Fachbereichsleiter Bauen und Stadtentwicklung der Stadt Bad Waldsee, die Architekten Rüdiger Krisch und Nicolas Werckshagen, die Stadtplanerin Petra Zeese, die Landschaftsarchitektin Bü Prechter sowie Tim von Winning, Bürgermeister für Stadtentwicklung, Bau und Umwelt der Stadt Ulm an.

Als Sachpreisrichter:innen fungieren Oberbürgermeister Matthias Henne, Bürgermeisterin Monika Ludy sowie die Fraktionssprecher von CDU, FW, Bündnis 90/die Grünen und SPD sowie weitere Vertreter:innen von i+R.

Im Anschluss an die Jurierung finden die Preisverteilung sowie eine öffentliche Ausstellung aller eingereichten Entwürfe statt. Der Termin und Ort dafür werden zeitgerecht veröffentlicht.

Dezember 2022: i+R lädt zur Bürgerbefragung für Entwicklungsfläche ein

Mit einer breit angelegten Bürgerbefragung möchte der Standort- und Projektentwickler i+R Wohnbau Lindau grundsätzliche Einschätzungen der Bürgerinnen und Bürger von Bad Waldsee zur geplanten städtebaulichen Entwicklung der 4,9 Hektar großen Entwicklungsfläche erhalten.

Dazu konnten Interessierte in der Zeit vom 8. Dezember 2022 bis 9. Januar 2023 an der Online-Befragung teilnehmen. Mittels Fragebogen wurde die Sichtweise der Befragten zu unterschiedlichen Entwicklungsthemen wie z.B. Geschossigkeit, Grünräume oder Wohnungsgrößen abgefragt. Auf einem interaktiven Grundstücksplan konnten Ideen und Anregungen platziert werden. Zudem stellte sich das i+R Projektentwicklungsteam unter der Leitung von Andreas Deuring und Senad Gonjanin am 13. Dezember 2022 auf dem Wochenmarkt in Bad Waldsee vor und beantwortete die Fragen der Bevölkerung.

In den nächsten Wochen werden alle Einreichungen durch das Würzburger Büro Haines-Leger (Architektur und Stadtplanung) gemeinsam mit i+R und der Stadt Bad Waldsee auf Relevanz und Umsetzbarkeit geprüft. Die Ergebnisse fließen in die Rahmenbedingungen für den städtebaulichen Realisierungswettbewerb ein. Läuft alles nach Plan, könnte im Herbst 2023 ein Planungsentwurf für das Stadtquartier am Rädlesbach vorliegen. Das Ergebnis der Bürgerbefragung wird auf dieser Webseite veröffentlicht. 

Mai 2022: i+R erwirbt 4,9 Hektar Entwicklungsfläche von Hymer

Die Neustrukturierung der Produktionsprozesse am Standort in Bad Waldsee nennt Hymer als Grund für den Verkauf der Liegenschaft in der Biberacher Straße. Auf dem 49.162 Quadratmeter großen Grundstück befinden sich Hallen für Produktion, Werkstatt und Lager, die Hymer noch bis Januar 2026 nutzen wird.

In enger Abstimmung mit der Stadtverwaltung soll i+R in den nächsten Jahren ein hochwertiges Quartier entwickeln. „Durch die fußläufige Anbindung der Liegenschaft an die historische Altstadt und den Stadtsee soll eine Wohnnutzung im Fokus stehen“, informiert der Geschäftsführer der i+R Wohnbau, Karlheinz Bayer, über die ersten Gespräche mit den Verantwortlichen der Stadt. „Ob zusätzliche Nutzungen, wie beispielsweise eine KiTa oder kleinteilige Büro- und Geschäftsflächen, das Quartier sinnvoll ergänzen, ergibt sich aus der Erarbeitung der Rahmenbedingungen für den Wettbewerb und dem Input aus dem Beteiligungsverfahren.“

Vor dem städtebaulichen Wettbewerb wird die Öffentlichkeit am Entwicklungsprozess beteiligt. Bei einer Quartiersentwicklung dieser Größenordnung – knapp sieben Fußballfelder – ist die Einbindung der Bürgerinnen und Bürger wichtig. So kann man Wünsche und Ideen auf ihre Umsetzbarkeit hin prüfen und nach Möglichkeit in die Ausschreibungsunterlagen für den Wettbewerb aufnehmen. Das Konzept für die Beteiligung ist derzeit in Ausarbeitung. Bereits im Vorfeld wurden erste Untersuchungen, etwa zum Baugrund oder zu den Altlasten, in Auftrag gegeben, um Erkenntnisse für die weitere Entwicklungsarbeit zu gewinnen.